Keine Wildtiere im Zirkus
Situation in der Schweiz
Die Lebensbedingungen im Zirkusalltag sind für Wildtiere völlig ungeeignet. Ein artgerechtes Leben in Würde ist Tieren auf Tournee nicht möglich, vielmehr leiden sie unter permanentem Stress. Das Mitführen von Wildtieren in fahrenden Betrieben ist nicht mehr zeitgemäss und aus ethischer Sicht nicht vertretbar.
Die Tierschutzorganisationen ProTier, Vier Pfoten und Tier im Recht (TIR) setzen sich deshalb für einen zeitgemässen Zirkus ohne Wildtiere ein und fordern ein gesetzliches Verbot von Wildtieren im Zirkus. Das Tierschutzgesetz schreibt vor, dass gewichtige Gründe vorliegen müssen, Tiere in ihren Bedürfnissen einzuschränken. Das primäre Ziel von Wildtiernummern in Zirkusbetrieben ist die Unterhaltung des Publikums. Dieses Interesse rechtfertigt in keiner Weise die schweren Einschränkungen, die den Tieren zugemutet werden. Die Schweiz hinkt im internationalen Vergleich hinterher: Allein in Europa haben bereits 29 Länder das Mitführen von Wildtieren im Zirkus erheblich eingeschränkt oder sogar verboten, weltweit sind es deren 46.
Hintergrund
Anfrage
Nationalrätin Isabelle Chevalley stellt die Anfrage "Regelung der im Zirkus zugelassenen Tierarten" an den Bundesrat mit folgenden Fragen:
1. Kann sich der Bundesrat vorstellen, eine "schwarze Liste" aller Tierarten auszuarbeiten, die künftig nicht mehr auf Zirkustourneen mitgenommen werden dürfen (nach dem Modell von Schweden und Finnland)?
2. Wird der Bundesrat die Bestimmungen der Tierschutzverordnung (TSchV) künftig auch für Zirkusse für gültig erklären und infolgedessen Artikel 95 Absatz 2 TSchV (Ausnahmen für Zirkusse) aufheben?
Anwort auf Anfrage
Der Bundesrat erklärt in seinem Antwortschreiben auf die Anfrage von Nationalrätin Isabelle Chevalley:
1. Dass er keine Notwendigkeit sehe, eine "schwarze Liste" zu erstellen, weil die Schweiz sehr detaillierte Mindestanforderungen an die Haltung von Wildtieren stelle und die Bedingungen für Ausnahmebewilligungen streng seien.
2. Dass solche auf einzelne Gastspielorte zugeschnittene, spezifische Ausnahmemöglichkeiten auch weiterhin möglich sein sollen, weil Ausnahmen von der Einhaltung der Mindestanforderungen nur für Tiere auf Tournee bewilligt werden, mit denen häufig und regelmässig, d.h. grundsätzlich täglich, in der Manege gearbeitet wird.
Motion
Nationalrätin Isabelle Chevalley reicht die Motion "Festlegung der in Zirkussen zulässigen Tierarten" ein. Damit fordert sie ein Verbot bestimmter Wildtierarten im Zirkus. Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Unter anderem, weil die Entwicklung des Tierbestands in den schweizerischen Zirkussen darauf schliessen lasse, dass die Betreiber sich bewusst sind, dass es fast unmöglich sei, Tiere dieser Tierarten auf Tournee gemäss den Tierschutzvorschriften zu halten. Im März 2017 wird die Motion abgeschrieben, weil sie nicht innert zwei Jahren abschliessend im Rat behandelt wurde.
Petition
Die drei Tierschutzorganisationen ProTier, Vier Pfoten und die Stiftung für das Tier im Recht lancieren die Petition "Keine Wildtiere im Zirkus", die ein gesetzliches Verbot von Wildtieren in fahrenden Einrichtungen fordert. Dies, nachdem 2016 gleich zwei Zirkusse in der Schweiz wieder mit Raubkatzen auftreten.
Interpellation
Nationalrätin Isabelle Chevalley reicht die Interpellation "Raubtiere haben im Zirkus nichts zu suchen!" ein. Sie fordert damit zumindest ein Verbot von grossen Raubkatzen im Zirkus, nachdem zwei Zirkusse wieder mit Raubkatzen auftraten. Der Bundesrat reagiert erneut ablehnend.
Petition
Die Petition "Keine Wildtiere im Zirkus" von ProTier, Vier Pfoten und Tier im Recht wird mit 70'676 Unterschriften eingereicht. Der Bundesrat leitet die Petition weiter an das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Dieses sieht keine Notwendigkeit, Wildtiere im Zirkus zu verbieten. Die Begründung ist schwammig und bezieht sich auf die aktuelle Rechtslage und das "strenge und detaillierte" Schweizer Tierschutzgesetz, statt auf die Problematik der Wildtierhaltung im Zirkus.
Motion
Nationalrätin Irène Kälin reicht die Motion "Keine ungeeigneten Wildtiere mehr in Zirkussen" ein. Sie fordert damit eine Negativliste mit Wildtierarten, die nicht mehr in Zirkussen mitgeführt werden dürfen. Der Bundesrat beantragt die Ablehnung der Motion. Im Juni 2020 wird die Motion abgeschrieben, weil sie nicht innert zwei Jahren abschliessend im Rat behandelt wurde.
Fakten
Ein fahrender Zirkus kann auf die Bedürfnisse insbesondere von Wildtieren keine Rücksicht nehmen: Enge Gehege, dauernde Standortwechsel und der damit verbundene Auf- und Abbau bedeuten für die Tiere Stress. So verbringen sie viel Zeit in beengten Transportwagen, inmitten lärmiger Umgebung, ohne Beschäftigungsmöglichkeit.
Unter Zirkusbedingungen wird sowohl das Wohlergehen als auch die in der Schweiz ausdrücklich geschützte Würde von Tieren allein zu Unterhaltungszwecken schwer beeinträchtigt. Wildtiere gehören deshalb nicht in den Zirkus. Zahlreiche Länder – 28 davon in Europa – kennen bereits Verbote oder weitgehende Beschränkungen für Wildtiere im Zirkus. Es ist höchste Zeit für einen zeitgemässen Zirkus ohne Wildtiere auch in der Schweiz. Alles andere verdient keinen Applaus!
Verantwortung
Konsumenten
Die grösste Verantwortung tragen die Konsumentinnen und Konsumenten! Da die Politik bis heute nicht gewillt scheint, das Leid der Wildtiere in Zirkussen zu beenden, bestimmt nach wie vor die Nachfrage das Angebot. Solange Menschen in den Zirkus gehen, um Löwen, Tiger oder Elefanten zu sehen, müssen Tiere leiden, und zwar lebenslänglich.
So sieht es ProTier
Wildtiere im Zirkus sind nicht mehr zeitgemäss und aus ethischer Sicht nicht vertretbar. Es ist erwiesen, dass die arttypischen Bedürfnisse von Wildtieren in fahrenden Einrichtungen schwer beeinträchtigt werden. Rund 18 europäische Länder kennen bereits ein Verbot von Wildtieren im Zirkus, weitere 10 Länder führen Listen mit Tierarten, die im Zirkus verboten sind¹ und es kommen laufend weitere Länder dazu.
Es ist Zeit, das Leid der Wildtiere im Zirkus für unsere blosse Belustigung zu beenden.
ProTier ruft alle dazu auf, keine Zirkusse mit Wildtieren zu besuchen. Viele Zirkusse bieten wunderbare Aufführungen ohne Wildtiere.
Wussten Sie?
Weiterführende Links
Offizielle Webseite der Kampagne: www.keine-wildtiere-im-zirkus.ch
¹Stand: 12. März 2018