Initiative für eine sichere Ernährung

Worum geht es?

Die Initiative für Ernährungssicherheit möchte eine neue ausgewogene Balance zwischen der Produktion von pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln ermöglichen, um die Umwelt, das Klima und die Ernährungssicherheit zu schützen und zu sichern. Dabei wird keine Ernährungsform ausgeschlossen. Es soll lediglich die inländische Produktion nachhaltig gefördert werden, so dass der aktuelle Netto-Selbstversorgungsgrad der Schweiz von 50 auf mindestens 70% erhöht wird. Um dies zu erreichen, ist ein Wandel der Land- und Ernährungswirtschaft in Richtung Förderung pflanzlicher Lebensmittel nötig. Aktuell fliessen von den 2,8 Milliarden Subventionen 82% in die Produktion von tierischen Lebensmitteln und nur 18% in pflanzliche Lebensmittel.

Wieso ist solch ein Wandel notwendig?

Unsere Lebensmittelversorgung ist zu 50% vom Ausland abhängig 

In der Schweiz könnte die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln aufgrund von fehlenden Importen durch Krisensituationen wie Klimaextreme, Pandemien oder Kriege gefährdet sein. Dies liegt jedoch nicht nur an begrenztem landwirtschaftlich nutzbarem Land oder der hohen Bevölkerungsdichte, sondern daran, dass 60% der Ackerflächen für die Produktion von Tierfutter statt für Lebensmittel für Menschen genutzt werden. Durch den Anbau von Lebensmitteln wie Hülsenfrüchte, Getreide und Kartoffeln für den menschlichen Verzehr anstelle von Futtermitteln könnte der Netto-Selbstversorgungsgrad erhöht werden, da auf diese Weise pro Hektar mehr Kalorien produziert werden können. Das Gras- und Weideland in der Schweiz eignet sich dagegen gut für die Fleisch- und Milchproduktion. 

Saat- und Pflanzengut wird zu grossen Teilen importiert  

Das Saat- und Pflanzgut ist entscheidend für die Ernährungssicherheit, wird jedoch in der Schweiz größtenteils importiert und besteht zunehmend aus nicht nachbaufähigen Hybridsorten. Die Initiative fordert die Förderung von natürlichem, samenfestem Saat- und Pflanzgut, das sortenrein und nachbaufähig ist. Dies soll den Wissenschaftsstandort Schweiz, das Know-how in der Züchtung fördern und verbessert den Zugang zu natürlichen, samenfesten Kulturpflanzen. Gentechnik hingegen führt zu einer größeren Abhängigkeit von Saatgutfirmen und zur Einschränkung der züchterischen Vielfalt. 

Zu viel Gülle und Ammoniak belasten zu stark unsere Umwelt 

In der Schweiz gibt es einen massiven Überschuss an Gülle und Mist, der nicht von unseren Landwirtschaftsflächen aufgenommen werden kann. Aufgrund des hohen Nutztierbestand von 16 Millionen Tieren, von denen etwa die Hälfte mit importiertem Futter (wie Soja und Getreide) ernährt wird, kommt es zur Versauerung und Überdüngung von Böden, Wäldern und Gewässern. Dies beeinträchtigt nicht nur die Biodiversität und das Klima, sondern schädigt auch die Gesundheit. Die Probleme reichen bis zur Schliessung von Trinkwasserfassungen wegen überhöhter Nitratwerte und zur künstlichen Belüftung von Seen wie dem Baldegger-, Hallwiler-, Sempacher-, Greifensee und Zugersee aufgrund von zu viel Phosphor aus der Gülle. 

Besonders problematisch ist das stickstoffhaltige Gas Ammoniak, das beim Ausbringen der Gülle in die Luft gelangt. Die Schweiz produziert gut 42.000 Tonnen Stickstoff jährlich, was 70 Prozent über dem Höchstwert liegt, den die Landwirtschaft vorgibt. Diese Überschreitungen der Höchstwerte für Stickstoffverbindungen und Phosphor wurden bereits 2008 in den Umweltzielen der Landwirtschaft festgelegt und dürfen in Zukunft nicht mehr überschritten werden. Die aktuelle Produktion tierischer Lebensmittel mit importiertem Futter entspricht nicht den Anforderungen einer standortangepassten, ressourceneffizienten Lebensmittelproduktion, wie sie seit 2017 von der Verfassung gefordert wird.  

Antibiotikaeinsatz und der Einfluss auf unsere Gesundheit 

Der hohe Antibiotikaverbrauch in der Nutztierhaltung in der Schweiz ist nach wie vor ein problematisches Thema. Beispielsweise hat sich der Antibiotikaeinsatz in der Poulet- und Eierproduktion von 2020 auf 2021 mehr als verdoppelt. Da herkömmliche Antibiotika zum Teil nicht mehr wirken, wird auf Reserveantibiotika gesetzt. Das führt zu immer mehr resistenten Bakterien – die laut der Eidgenössischen Fachkommission für biologische Sicherheit die grösste Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung sind.  

Klimakrise und Wassermangel  

Hitze, Trockenheit und Wassermangel infolge der Klimakrise führen dazu, dass Trinkwasser und Wasser für die Lebensmittelproduktion auch in der Schweiz knapp werden können. Viele Kantone kämpfen bereits mit temporären Engpässen bei der Trinkwasserversorgung, jedoch fehlt es oft an einem Überblick über die Wassernutzung und verfügbare Wassermengen. Ohne eine umfassende Wasserressourcen-Nutzungsplanung kann die Sicherheit der Trinkwasserversorgung nicht gewährleistet werden. 

Besonders problematisch ist der vernachlässigte Schutz der Trinkwasserressourcen, was zur Aufgabe von Trinkwasserfassungen wegen hoher Nitratwerte oder Pestizidrückständen geführt hat, die hauptsächlich durch die Landwirtschaft verursacht werden. 

Die Initiative fordert saubere Grundwasserressourcen für eine nachhaltige Trinkwassergewinnung. Dies erfordert die Einhaltung von Höchstwerten für Stickstoffverbindungen und Phosphat sowie eine nachhaltige Lebensmittelproduktion, die auf Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität setzt und den Einsatz von Pestiziden und Kunstdünger reduziert. Zudem wird eine koordinierte Planung der Trinkwasserversorgung gefordert. 

Wieso unterstützt ProTier diese Initiative?

Tierwohl- und gesundheit fördern 

Die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der Tierproduktion erfordert eine Verbesserung der Haltungsbedingungen, die den natürlichen Bedürfnissen der Tiere entspricht. Nur unter diesen Bedingungen können die Tiere ein starkes Immunsystem entwickeln, um Krankheitserreger abzuwehren. Eine solche Anpassung der Haltungsbedingungen stellt nicht nur eine Chance für das Tierwohl dar, sondern trägt auch zur Gesundheit und Lebensqualität der Tiere bei. 

Darüber hinaus kann eine Reduktion der Nutztierbestände, die mit einer verstärkten pflanzlichen Produktion und Ernährung einhergeht, positive Auswirkungen auf die Umwelt haben. Weniger Tiere bedeuten weniger Belastung für Ressourcen wie Wasser und Land, und eine vermehrte pflanzliche Produktion kann dazu beitragen, den ökologischen Fussabdruck der Landwirtschaft zu verringern. 

Insgesamt bietet die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes und eine Verschiebung hin zu einer pflanzlicheren Produktion und Ernährung eine Win-Win-Situation für Umwelt und Tierwohl in der Nutztierhaltung. Es ist eine Chance, unsere landwirtschaftlichen Praktiken nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig das Wohlergehen der Tiere zu verbessern. 

Umweltschutz und nachhaltige Landwirtschaft fördern

Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit bilden die unverzichtbaren Grundlagen für eine nachhaltige Landwirtschaft. Eine höhere Biodiversität führt zu erhöhten Erträgen in der Landwirtschaft, während gleichzeitig der Bedarf an Düngemitteln und Pestiziden verringert wird. Durch eine nachhaltige Lebensmittelproduktion, die auf den Erhalt von Biodiversität und Bodenfruchtbarkeit ausgerichtet ist, wird nicht nur sauberes Trinkwasser gefördert, sondern auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber den wachsenden Herausforderungen durch Klimaextreme wie Hitze und Wasserknappheit gestärkt. Gleichzeitig macht sie die Schweizer Lebensmittelproduktion unabhängig von Importen von Pestiziden und Kunstdüngern. 

Gesundheit der Bevölkerung

Die Gesundheit der Bevölkerung profitiert massgeblich von einer Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierproduktion. Dieser Schritt trägt dazu bei, die Verbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien einzudämmen, die eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen. Durch die Verringerung der Belastung mit antibiotikaresistenten Keimen bleibt die Wirksamkeit von Antibiotika in der medizinischen Behandlung von Menschen erhalten, was lebensrettend sein kann, insbesondere bei schweren Infektionen und Krankheiten. 

 

Wie unterstützt ProTier diese Initiative?

Unterschriften sammeln

Wir unterschreiben die Initiative und würden uns freuen, wenn Sie dasselbe tun und auf die Kampagne aufmerksam machen.

Hier geht es zum Unterschriftenbogen.

 

Mehr Informationen zur Initiative für eine sichere Ernährung

Webseite der Initianten: www.ernaehrungsinitiative.ch/
Initiative Unterschreiben: www.ernaehrungsinitiative.ch/unterschriftenbogen/