Soll man Affen auch ein Recht auf Leben, Unversehrtheit und Freiheit geben? – Gastbeitrag von Robert Rauschmeier

 

Robert Rauschmeier ist Umwelt- und Tierrechtsaktivist und lebt seit Jahren bewusst vegan. Er engagiert sich in der Tierrechtsorganisation «Animal Save Zurich» und geht regelmässig zu Mahnwachen vor den Schlachthäusern, um den Tieren seinen Respekt zu zollen, und um ihnen ein Gesicht und eine Stimme zu geben.

19. Juli 2021

Haben wir Menschen eine Pflicht gegenüber dieser Spezies, sie nicht weiter für unsere Forschung aus ihren natürlichen Lebensräumen zu reissen und sie einzusperren, ihnen ein Verhalten aufzuzwingen, damit wir Erkenntnisse gewinnen?

Die Lage
Wussten Sie, dass in Zürich Affen zu Forschungszwecken festgehalten werden? Wenn nicht, stehen Sie bei weitem nicht allein da. Von der Universität und der ETH Zürich wurden Tierversuche an Primaten beantragt. Im April 2017 hat das Verwaltungsgericht diese bewilligt. Schliesslich wurden im November 2017 vier an Menschen gewohnte Makaken nach Zürich geliefert, wo sie fortan in einem 60 Quadratmeter grossen Gehege mit Innen- und Aussenbereich für Experimente leben müssen. Erforscht werden sollen die Ursachen für psychische Erkrankungen wie Schizophrenie oder Depressionen beim Menschen. Es geht um neue Erkenntnisse über die Funktionsweise von Hirnarealen.

Nach einer Eingewöhnungszeit folgt die Trainingszeit. Für die Affen heisst das – nebst ihrer Gefangenschaft – dass man ihnen ein Verhalten aufzwingt, das über ein Belohnungssystem laufen soll. Es wird den Makaken Flüssigkeit vorenthalten. Erst wenn sie erwünschtes Verhalten zeigen, gibt man ihnen zu trinken. Konkret sollen sie lernen, auf einem Stuhl zu sitzen, ihren Kopf ruhig zu halten, auf einen Bildschirm zu blicken und Bewegungen von Punkten und Flächen zu folgen. Die Augenbewegungen sollen zu Rückschlüssen auf die Aktivitäten im Gehirn führen. Auch sollen die Makaken Rätsel am Bildschirm lösen. Immer wenn sie die Aufgaben korrekt gelöst haben, erhalten sie den Saft, sonst nicht.

Ethisch und wissenschaftlich umstritten
Tiere zu Versuchszwecken einzusetzen, ist ethisch umstritten und weist eine Reihe von Widersprüchen auf. Immer wieder zeigen Umfragen über die Einstellungen in der Bevölkerung über Tierversuche, dass rund 60 Prozent solche Versuche an Affen ablehnen. Auch die Tierethik konnte sich vor allem in den letzten Jahren argumentativ aufrüsten. So stellt sie unter anderem fest: Wenn Tiere wie Menschen ein Interesse haben zu leben und unversehrt zu bleiben, dürfen wir unsere Interessen nicht über ihre stellen.

Zunehmend wird auch in wissenschaftlichen Kreisen der Erkenntnisgewinn anhand von Tierversuchen hinterfragt: Es wird insbesondere kritisiert, dass es sich dabei um eine veraltete, nicht mehr zeitgemässe Methode handelt, die kaum oder sogar gar keine wissenschaftlichen Erkenntnisse bzw. Nutzen für den Menschen bringen. Oftmals widersprechen die im Tierversuch gewonnenen Erkenntnisse den Befunden am Menschen sogar. Deshalb sollte man Tierversuche aufgeben und auf tierfreie Alternativen zurückgreifen, die immer mehr zum Einsatz kommen.  

STOPP Affenversuche Zürich
Deshalb gründete ich zusammen mit einer Gruppe von Tierrechtler/-innen den Verein «STOPP Affenversuche Zürich». Er setzt sich für eine menschenbasierte und fortschrittliche Forschung ein. Er will eine Forschung, die sich effektiv dem Menschen widmet und nicht künstlich kreierten Krankheiten bei Affen. Mittels verschiedener Aktionsformen wie Infoständen, Mahnwachen und weiteren friedlichen Protestaktionen wird die Bevölkerung informiert, die Unsinnigkeit der Versuche aufgezeigt sowie auf das Leid der Tiere aufmerksam gemacht. Dadurch sollen sich immer mehr Menschen gegen diese altmodischen und leidvollen Versuche einsetzen und der politische Druck wachsen. Denn die Universität Zürich wird hauptsächlich durch Gelder aus staatlichen Einrichtungen finanziert. Diese längst überholten und unethischen Versuche werden durch Steuergelder finanziert. Somit ist es unbedingt notwendig, dass sich die Bevölkerung öffentlich gegen diese Versuche wehrt und sagt, dass sie keine Steuergelder für solche Versuche eingesetzt wissen will.

Der Verein fordert, dass die Finanzierung von alternativen und zukunftsweisenden Forschungsmethoden gefördert wird und diese unsäglichen Affenversuche endlich der Vergangenheit angehören. Schliesslich soll eine solidarische Gesellschaft geschaffen werden, mit einer zeitgemässen Forschung, die sich um Lösungen für den Menschen bemüht und nicht Probleme bei Primaten schafft.