Tierschutz und Kosmetik
Konsumverhalten
Viele Kosmetikprodukte werden noch immer an Tieren getestet, was für unzählige Lebewesen enormes Leid bedeutet. Tierversuche beinhalten oft schmerzhafte Tests, die ohne Betäubung durchgeführt werden und mit dem Tod der Tiere enden. Zudem enthalten viele herkömmliche Kosmetikprodukte tierische Inhaltsstoffe wie Kollagen oder Karmin. Durch die Wahl von tierversuchsfreien und veganen Kosmetikprodukten kann jeder Verbraucher dazu beitragen, die Nachfrage nach ethisch unbedenklichen Alternativen zu steigern und so den Tierschutz in der Kosmetikindustrie zu fördern.

Tierversuche
Tierversuche werden nicht nur in der Medizinalforschung, sondern auch für Kosmetika, Pflegeprodukte oder Haushaltsprodukte durchgeführt. In der EU ist es zwar seit März 2013 verboten, Tierversuche für Kosmetik durchzuführen, doch gibt es immer noch diverse Hintertürchen, um dieses Gesetz zu umgehen:
Neue chemische Stoffe, die beispielsweise in Arzneimitteln oder in der chemischen Industrie eingesetzt werden, müssen die Anforderungen des europäischen Chemikalienrechts REACH erfüllen. Dadurch sind Tierversuche zur Sicherheitsprüfung vorgeschrieben. Einige dieser Chemikalien können zusätzlich als Inhaltsstoffe für Kosmetikprodukte dienen (sog. „Dual-Use“). Dasselbe gilt für Inhaltsstoffe, die in Produkten wie Wandfarbe oder Reinigungsmittel Anwendung finden sollen, und zusätzlich auch in Kosmetikprodukten. Außerdem schreibt die REACH-Verordnung vor, dass auch Inhaltsstoffe, die ausschließlich in Kosmetika genutzt werden, an Tieren getestet werden müssen, wenn sich das Risiko für die Arbeiter, die den Stoff herstellen, und für die Umwelt nicht anders einschätzen lässt.
In einigen Ländern ist das Austesten von Kosmetika an Tieren nicht nur erlaubt, sondern sogar vorgeschrieben. Als bekanntestes Beispiel dafür gilt die Volksrepublik China, wo bestimmte Produkte nur nach umfangreichen Tierversuchen verkauft werden dürfen. Ein Unternehmen kann also in der EU ein sogenannt "tierversuchsfreies Produkt" verkaufen, das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass der gleiche Hersteller für dasselbe Produkt nicht Tierversuche durchführt oder in Auftrag gibt, um das Produkt beispielsweise in China verkaufen zu können. Marken, die nach China exportiert werden, sind also NIE tierversuchsfrei.
In der Schweiz existiert kein explizites Verbot, Tierversuche für Kosmetikprodukte durchzuführen. Tierschutzorganisationen hatten anlässlich der Vernehmlassung der revidierten Tierschutzverordnung im August 2006 zwar ein Verbot gefordert, das der europäischen Richtlinie entspricht. Es wurde aber vom Bundesamt für Veterinärwesen abgelehnt, mit der Begründung, das neue Tierschutzgesetz sei sehr streng und schliesse demzufolge solche Versuche aus. Trotzdem wurden 2010 wieder Tierversuche für Kosmetika durchgeführt.
Möchte man sichergehen, dass man tierversuchsfreie Produkte kauft, kann man auf diverse Labels zurückgreifen, die garantieren, dass weder das Endprodukt noch die Inhaltsstoffe an Tieren getestet wurden, wie beispielsweise:
Leaping Bunny
Das "Leaping Bunny" ist ein strenges Siegel für Kosmetik sowie Wasch- und Reinigungsmittel ohne Tierversuche. Es verfolgt einen weitreichenden Ansatz, der auch Zuliefererbetriebe sowie das gesamte Produktspektrum eines Unternehmens betrifft. Alle Kriterien des Siegels sind im „Humane Cosmetics Standard“ (HCS) zusammengefasst:
- Der Hersteller darf das zertifizierte Produkt oder einzelne Inhaltsstoffe nicht an Tieren testen.
- Auch bei anderen Produkten dürfen der Hersteller oder Mutter- oder Tochterunternehmen keine Tierversuche durchführen.
- Zulieferer dürfen die Ware nicht an Tieren testen. Dies müssen sie auch schriftlich garantieren.
- Der Hersteller muss ein Kontrollsystem etablieren, um die Einhaltung des Tierversuch-Verbots zu überwachen.
- Es gibt regelmässige Überprüfungen des Kontrollsystems durch unabhängige Dritte.

Beauty Without Bunnies
Das "Beauty Without Bunnies"-Siegel ist ein strenges Siegel für tierversuchsfreie Kosmetik. Es wird von der Tierschutzorganisation PETA verliehen. Die Voraussetzungen für die Zertifizierung durch PETA sind:
- Keine Tierversuche: Der Hersteller sowie dessen Mutter- und/oder Tochterunternehmen dürfen keines ihrer Produkte an Tieren testen oder Tierversuche in Auftrag geben. Dies gilt ebenso für die Zulieferer.
- Keine Exporte in Länder mit Tierversuchspflicht.
- Vegane Rohstoffe: Es dürfen keine tierischen Rohstoffe in den Produkten verwendet werden, weder von lebendigen noch von toten Tieren.

Hase mit schützender Hand
Der "Hase mit schützender Hand" ist eines der strengsten Siegel für Kosmetik sowie Wasch- und Reinigungsmittel ohne Tierversuche. Das grundlegende Ziel ist die Vermeidung von Tierquälerei, weshalb Hersteller für die Auszeichnung nicht nur direkt auf Laborversuche an Tieren, sondern auch auf weitere Formen der Misshandlung vollständig verzichten müssen.
In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Herstellerverband gegen Tierversuche in der Kosmetik e. V. ist der Deutsche Tierschutzbund e. V. für das Siegel und die Kennzeichnung zuständig. Einige der wichtigsten Voraussetzungen für eine Zertifizierung sind:
- Tierversuche: Eine Firma darf keine Tierversuche durchführen oder in Auftrag geben.
- Wirtschaftliche Beziehungen: Ein Unternehmen darf keine Geschäfte mit anderen Firmen tätigen, die selbst Tierversuche machen oder unterstützen.
- Rohstoffe: Grundsätzlich dürfen keinerlei Rohstoffe verwendet werden, die mit Tierquälerei oder der Tötung eines Tieres verbunden sind. Werden Stoffe genutzt, die von lebenden Tieren stammen, müssen diese den Voraussetzungen des EU-Bio-Siegels entsprechen. Ausserdem ist es verboten, mit Substanzen zu arbeiten, die nach 1979 erstmals an Tieren getestet wurden.
- Keine Exporte in Länder mit Tierversuchspflicht
- Keine Importe von Herstellern und Vertrieben, deren Produkte in tierversuchsdurchführenden Ländern hergestellt werden.

Doch was bedeutet überhaupt tierversuchsfrei? In Wirklichkeit wurden fast alle Substanzen, die in Kosmetikprodukten Anwendung finden, irgendwann an Tieren getestet. Echte tierversuchsfreie Kosmetika gibt es demnach eigentlich nicht. Neue Tierversuche für neue chemische Substanzen hingegen sind völlig unnötig. Mit jedem Kauf entscheiden wir, ob wir weiterhin Tierversuche für Kosmetika tolerieren wollen oder eben nicht.