1. März 2022

Gestern, am ersten Tag der Frühjahrssession, stimmte der Nationalrat über die Motion Haab «Importverbot für tierquälerisch erzeugte Stopfleber» ab. Mit 119 zu 61 Stimmen bei 9 Enthaltungen wurde die Motion angenommen. Nun geht sie in den Ständerat.

Für die Herstellung von Foie Gras (franz. Fettleber) werden männliche Gänse und Enten zwangsernährt, um ihre Leber auf ein zehnfaches ihrer natürlichen Grösse anschwellen zu lassen. Drei- bis viermal täglich wird den Tieren ein Metallrohr in den Hals gerammt, um Unmengen an kalorienreichem Futter in ihre Mägen zu füllen. Das ist für die Tiere eine Qual, die nicht selten mit durchlöcherten Hälsen, schmerzhaften Verletzungen, Flügelbrüchen und zerrissenen Lebern einhergeht. Obwohl die Schweiz das Stopfen seit über 40 Jahren verboten hat, importieren wir jährlich über 300 Tonnen Foie Gras.

Am 02. März 2020 reichte Nationalrat Martin Haab die Motion «Importverbot für tierquälerisch erzeugte Stopfleber» ein, um zu verhindern, dass diese Tierquälerei im Ausland weiterhin unterstützt wird. Am 13. Mai 2020 veröffentlichte der Bundesrat seine Stellungnahme, in der er einmal mehr die Verantwortung auf die Konsumenten abwälzte. Importverbote seien schwer vereinbar mit den internationalen Handelsabkommen, so der Bundesrat. Er setze lieber auf Deklarationspflichten oder freiwillige Deklarationen.

Da der Bundesrat die Motion Haab «Importverbot für tierquälerisch erzeugte Stopfleber» zur Ablehnung empfohlen hatte, reagierten die Tierschutzorganisationen Tier im Recht, Vier Pfoten und Stop Gavage Suisse, ProTier und Animal Trust und verfassten ein Positionspapier, das detailliert erörtert, weshalb ein Importverbot die einzig richtige Massnahme ist. Das Positionspapier ging an alle Nationalräte und um die Motion zusätzlich zu unterstützen, planten die fünf Tierschutzorganisationen für den Abstimmungstag eine Aktion auf dem Bundesplatz. Aufgrund der humanitären Krise in der Ukraine wurde die Aktion zwar wieder abgesagt, doch über die Motion Haab wurde dennoch abgestimmt.

Mit einer grossen Mehrheit sprach sich der Nationalrat für ein Importverbot von Stopfleber aus. Wir sind hocherfreut über diesen Entscheid, denn tierquälerische Produktionsmethoden im eigenen Land verbieten, um die Produkte einfach zu importieren ist heuchlerisch. Wir fordern nun den Ständerat auf, dem Entscheid des Nationalrats zu folgen.