Tiere und die Sommerhitze - Gastbeitrag von Dr. Josef Föhn
Dr. Josef Föhn ist seit über 20 Jahren als Tierarzt in Kleinandelfingen im Zürcher Weinland tätig. Seit vielen Jahren schreibt er regelmässige Gastbeiträge über Tiergesundheit für unser Magazin.
21. Juli 2021
Endlich kommt der lang ersehnte Sommer. Worauf wir bei Hitze in Bezug auf unsere Haustiere achten müssen und wie wir im Ernstfall reagieren sollten.
Nach dem diesjährigen schneereichen Winter und einem kühlen, verregneten Mai sehnen wir uns nach Sommer, Sonne und Wärme. Auch für unsere Haustiere ist die warme Jahreszeit im Allgemeinen nicht unangenehm.
So fällt die wichtige Paarungszeit und die Aufzucht des Nachwuchses meist nicht in die dunkle und kalte Zeit der Vegetationsruhe. Längere, lichterfüllte Tage und üppig spriessendes Futter fördern die Fruchtbarkeit und erleichtern die Ernährung der Jungen. So viel zu den positiven Seiten der warmen Jahreszeit.
Dass der Sommer auch seine Schattenseiten hat, haben uns die Sommer der letzten Jahre deutlich gezeigt: Wochenlange Hitzewellen und der regional auftretende Wassermangel setzten auch unseren Haustieren zu.
Ihre Fähigkeit, die Körpertemperatur zu regulieren, ist teilweise eher begrenzt. Hunde und Katzen haben nur wenige Schweissdrüsen. Wird es zu heiss, versuchen sie sich mittels Hecheln abzukühlen.
Katzen lecken zusätzlich vermehrt ihr Fell, um durch Verdunstung gegen die Hitze anzukämpfen. Hecheln allein reicht auf Dauer nicht – doch wir Menschen können unseren Lieblingen helfen, sich zu erfrischen.
Wir Menschen sollten unseren Tieren in der Hitze helfen
Als Erstes sollte immer – also wirklich immer – genügend Wasser zur freien Verfügung stehen. Zu Hause ein gefüllter Wassernapf und unterwegs in regelmässigen Abständen. Das ist essenziell, kann doch ein Hund bis zu einem Liter Wasser pro Tag durch Hecheln verlieren. Katzen, deren Vorfahren aus der Halbwüste stammen, trinken oft sehr wenig. Mit Tricks wie mehreren Wassernäpfen in der Wohnung, einem Trinkbrunnen oder mit Wasser angereichertem Futter kann man sie zu vermehrter Wasseraufnahme animieren.
Sonne und Hitze haben ihre Tücken
Spaziergänge an der prallen Sonne sind für Hund und Mensch gefährlich, darum sollte man eher am frühen Morgen und in den Abendstunden nach draussen. Denken Sie auch daran, dass der Strassenbelag die Pfoten verbrennen kann (mit dem Handrücken Temperatur des Asphalts testen) und vor allem Welpen, ältere, herzkranke Tiere und kleinere Rassen – hier besonders kurzköpfige Hunde – unter der Abstrahlung der Hitze enorm leiden und einen Hitzschlag erleiden können.
Am besten ist ein Spaziergang mit dem Hund im kühlen Wald
Spaziergänge im Wald sind darum ideal. Unsere Haustiere lieben an heissen Tagen ausserdem Ruhe, einen Sprung ins kühle Wasser, schattige Plätze oder den kühlen Plattenboden eines schattigen Raums.
Jedes Jahr ereignen sich tragische Todesfälle, weil Besitzer ihren Hund im Auto zurücklassen. Innert wenigen Minuten heizt sich der Innenraum des Fahrzeugs (bereits ab 20 Grad Aussentemperatur ist Vorsicht geboten) auf für Lebewesen lebensbedrohliche Temperaturen auf. Oft ist es fatale Gedankenlosigkeit, die zum Hitzetod des geliebten Haustiers führt: Man vergisst den Hund im Auto, öffnet die Fenster nicht bzw. nur einen Spaltbreit oder denkt nicht daran, dass das im Schatten parkierte Auto mit der Zeit wieder der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist.
Im Ernstfall sofort reagieren
Ein Hitzschlag ist ein absoluter Notfall. Dabei muss man das Tier unverzüglich aus dem Auto befreien, ihm Wasser anbieten und den Körper mit kühlem Wasser, bei den Beinen beginnend, benetzen. Ein Tierarzt sollte danach unverzüglich aufgesucht werden. Er wird kreislaufstimulierende Medikamente einsetzen und Infusionen verabreichen.
Nun wünsche ich uns und unseren vierbeinigen Freunden einen schönen und unfallfreien Sommer.