Welcher Hund passt zu mir?

 

Dr. Josef Föhn ist seit über 20 Jahren als Tierarzt in Kleinandelfingen im Zürcher Weinland tätig. Seit vielen Jahren schreibt er regelmässige Gastbeiträge über Tiergesundheit für unser Magazin.

2. März 2022

Die Tierheime sind voll mit Hunden, die wieder abgegeben werden mussten. Was hat ihre Besitzer dazu bewogen und wie kann man verhindern, dass man die gleichen Fehler begeht?

Während der Corona-Pandemie kamen viele Menschen auf den Gedanken, sich einen Hund anzuschaffen. Jetzt, wo sich die Pandemie dem Ende zuneigt und die Homeofficepflicht aufgehoben wurde, befürchten die Tierheime, dass sie überrannt werden von Besitzern, die ihren Hund abgeben wollen, weil er nicht mehr in ihren Alltag passt.

Ein Hund kann fünfzehn bis zwanzig Jahre alt werden
Vor dem Hundekauf ist es wichtig, sich verschiedene Gedanken zu machen. Es geht immerhin um ein Lebewesen, für das wir 15 bis 20 Jahre Verantwortung übernehmen. Tierliebe allein reicht da leider nicht. In Mietwohnungen muss als Erstes abgeklärt werden, ob Hundehaltung überhaupt erlaubt ist. Ausserdem müssen alle Kosten berücksichtigt werden. Der Anschaffungspreis ist nur ein geringer Teil des finanziellen Aufwands. Laufende Kosten für Futter, Steuern und medizinische Versorgung (vor allem letztere) können in den fünfstelligen Bereich anwachsen. Jeder angehende Hundebesitzer muss sich auch fragen, ob er genug Zeit für den Hund aufbringen kann, denn die meisten Hunde sind nicht gern allein. Ausserdem muss er bereit sein, seinem Hund die nötige Erziehung zukommen zu lassen, Hundekurse zu besuchen, Geduld und Konsequenz im Umgang mit seinem Liebling zu üben und sich Fachkenntnisse im Umgang mit Hunden anzueignen.

Ein stabiles und sicheres Umfeld
Wer viel reist oder häufig den Wohnort wechselt, kann seinem Begleiter kein gefestigtes, sicheres Umfeld bieten. So sehr uns ein Hund Spass und Spannung in den Alltag bringen mag, man darf allfällige Nachteile nicht ausser Acht lassen. Wer grossen Wert auf ein perfekt gepflegtes Heim legt, muss berücksichtigen, dass Hunde Haare verlieren und Dreck ins Haus bringen (vor allem nach Spaziergängen im Regen). Ältere Menschen haben zwar viel Freizeit für die Beschäftigung mit Hunden, müssen sich aber die Frage stellen: Wie lange kann ich noch rüstig genug sein, um einen Hund zu halten?

Eine kompetente Beratung kann die Wahl enorm erleichtern
Hat man sich nun all dies überlegt und ist zum Schluss gekommen, ein Hund würde langfristig in das eigene Leben passen, muss man sich Gedanken darüber machen, welche Rasse und welches Geschlecht es sein soll. Ein junger oder ein alter Hund, aus dem Tierheim oder aus einer Zucht, aus dem Inland oder dem Ausland? Dafür muss man sich genug Zeit lassen. Impulskäufe führen meist zu Schwierigkeiten, in Tierheimen hingegen arbeiten Fachleute, die den Interessentinnen und Interessenten kompetente Beratung anbieten und bei der Auswahl helfen können. Sie erfragen die Lebensverhältnisse des Menschen, kennen die Lebensgeschichte des Hundes und können so abschätzen, ob es passen könnte.

Finger weg von Internetkäufen aus dem Ausland
Von Internetkäufen ausländischer Hunde ist dringend abzuraten. Meist sind die Tiere zwar günstig, aber krank oder nicht sozialisiert. Der Hund kann nur nach dem Aussehen ausgewählt werden und eine Beratung bekommt man auch nicht. So wunderschön Huskys oder Border Collies auch sind, sie brauchen viel Beschäftigung und Auslauf. Wenn man die Zeit dafür nicht aufbringen kann, suchen sie sich unter Umständen selbst Arbeit und zerstören die Wohnungseinrichtung. Auch bei Familien mit kleinen Kindern muss die Auswahl des Hundes sorgsam getroffen werden.

Die Wahl eines Hundes als treuer Begleiter braucht Zeit, Fachkenntnisse, Verantwortungsbewusstsein, Engagement und auch etwas Glück. Trifft sich alles gut, kann man mit einem treuen, lieben vierbeinigen Gefährten die beste Zeit seines Lebens haben.