Das erstaunliche Leben des Maikäfers
Wenn es im Frühling langsam aber sicher wieder wärmer wird und um uns herum das Grün spriesst, dann beginnt auch für eine besondere Käferart die Zeit des Erwachens: den Maikäfer. Viele kennen ihn noch gut aus Kindertagen, doch heute ist er leider selten geworden.

Vier Jahre unter der Erde, aber nur wenige Wochen im Licht
Das Leben eines Maikäfers ist geprägt von sehr viel Geduld. Nach dem Schlüpfen verbringt die Larve, auch Engerling genannt, insgesamt ganze drei bis vier Jahre unter der Erde. Dort ernährt sie sich hauptsächlich von Pflanzenwurzeln. Erst im Frühjahr des letzten Jahres verpuppt sie sich, um dann, meist im Mai, als erwachsener Käfer ans Tageslicht zu kommen. Der Flug der Maikäfer ist spektakulär, auch wenn er etwas schwerfällig wirkt, und dauert nur wenige Wochen. In dieser kurzen Zeit geht es für die Käfer allein um die Fortpflanzung. Schon im Juni endet das Leben des Maikäfers – still und so schnell wie es begonnen hat.

Einst millionenfach da gewesen, heute kaum noch sichtbar
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es regelrechte Maikäferplagen. Ihre Engerlinge galten in der Landwirtschaft als Schädlinge, da sie Wurzeln anknabberten. Daraufhin wurden sie systematisch und immer wieder stark bekämpft, mit fatalen Folgen für die Tierchen. Durch den massiven Einsatz von Insektiziden wurden ganze Populationen flächendeckend vernichtet. Heute sind Maikäfer vielerorts sehr selten geworden.
Dabei sind sie eigentlich keine Gefahr. Schäden in der Landwirtschaft durch Maikäfer sind in der heutigen Zeit kaum noch ein Thema. Die wenigen verbliebenen Tiere verdienen Schutz, kein menschliches Misstrauen.
Ein wichtiges Rädchen im ökologischen Kreislauf
Maikäfer sind nicht nur spannende Lebewesen, sie sind auch Teil eines gut funktionierenden Ökosystems. Ihre Larven lockern mit ihren Gängen den Boden immer wieder auf, fördern die Durchlüftung und damit die gesamte Bodenqualität. Erwachsene Maikäfer dienen zahlreichen Vögeln, Fledermäusen und anderen Wildtieren als wichtige Nahrungsquelle im Frühling. Der Verlust der Käfer bedeutet auch einen Verlust für viele andere Arten.

Der Maikäfer sollte nicht getötet werden
Auch wenn sich der Gedanke aus vergangenen Zeiten hartnäckig hält: Maikäfer sind keine Plage. Sie sind ein Teil unserer natürlichen Vielfalt und stehen in vielen Regionen bereits unter Schutz. Wer Maikäfer im Garten entdeckt, darf sich glücklich schätzen, Teil dieses seltenen Schauspiels zu sein.
Es gibt keinen Grund, sie zu bekämpfen. Vielmehr sollten wir sie in Ruhe lassen und ihre kurze Zeit über der Erde respektieren. Wer einen Engerling findet, kann ihn an einem geeigneten Ort mit lockerem Boden wieder eingraben – weg vom Gemüsegarten, aber nicht aus der Natur und dem Leben entfernt.
Die Rückkehr des Maikäfers in unsere Gärten, Wälder und Wiesen ist auch ein Zeichen dafür, dass sich die Natur regeneriert.
Der Maikäfer ist im weiten Sinne auch ein Zeichen für den notwendigen Wandel in unserem Verhältnis zur Natur: Weg von Kontrolle und Ausrottung, hin zu Koexistenz und Achtung vor Lebewesen und der Natur. Denn jedes Leben, so kurz es auch sein mag, hat seinen Wert.