Weil sie Nähe brauchen

Datum: 28. June 2024
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Kuh und Kalb gehören zusammen. Wie Milchviehbetriebe auf Mutter-Kalb-Haltung umstellen können und welche Schritte es zu beachten gilt.

Die Mutter-Kalb-Haltung (MUKA) bietet eine Möglichkeit, das Tierwohl in der Milchproduktion zu verbessern, indem Mutter und Kalb länger zusammenbleiben dürfen und somit die natürliche Bindung gefördert wird. Durch die Nähe und den Kontakt zwischen Mutter und Kalb können sowohl das Verhalten als auch die Gesundheit der Tiere positiv beeinflusst werden. Dies trägt zur Reduktion von Stress und zu einem starken Immunsystem bei.

Die Fachstelle MUKA bietet kostenlose Umstellungsberatungen für Landwirt:innen an. Diese beinhalten neben Betriebsbesuchen auch eine umfassende Berichterstattung mit möglichen Umstellungsvarianten und den notwendigen Stallanpassungen. ProTier unterstützt die Fachstelle MUKA und Landwirt:innen, die ihre Haltung umstellen.

Beweggründe für eine Umstellung auf MUKA

In einem ersten Schritt ist es wichtig, die Gründe und Motivation für eine Umstellung genau zu eruieren und festzuhalten. Eine Umstellung betrifft nicht nur die Haltungsform, sondern auch die gesamte Betriebsstrategie, damit der Betrieb nachhaltig und langfristig fortbestehen kann.

Voraussetzungen für eine Umstellung

Bevor ein Milchviehbetrieb auf MUKA umstellen kann, ist es wichtig, die individuelle Situation des Betriebs zu analysieren. Betriebsgrösse, Stallbau (Stallmasse und Anordnung der unterschiedlichen Funktionsbereiche), Rassen, potenzielle Verletzungsgefahren für Kälber, Milchleistung, Milchabsatz sowie die Saisonalität der Abkalbungen spielen eine Rolle bei der Entscheidung für die Umstellung.

Eine fundierte Planung ist der Schlüssel

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Milchviehbetrieb auf MUKA umzustellen. Dazu gehören bauliche Anpassungen wie die Schaffung eines Kälberschlupfs mit Liegeflächen, Fress- und Tränkebereichen sowie die Neuanordnung der Funktionsbereiche im Stall (z.B. Vergrösserung von Flächen und Schaffung von Begegnungszonen für Kühe und Kälber). Auch Veränderungen im Betriebsablauf, wie die Melkfrequenz (2x täglich oder 1x täglich) oder die Kontaktzeit zwischen Kuh und Kalb (24h täglich, Halbtageskontakt bis hin zu Kurzzeitkontakt 2x täglich) müssen sorgfältig geplant werden.

Betriebswirtschaftliche Überlegungen

Die Umstellung auf MUKA kann mit Umsatzeinbussen einhergehen – etwa weil weniger Milch verkauft werden kann. Es ist daher wichtig, betriebswirtschaftliche Überlegungen anzustellen, um diese Verluste zu kompensieren. Dies kann durch Direktvermarktung, separate Verarbeitung der Milch zu einem höheren Preis (z. B. lokale Käserei) oder die Diversifizierung des Betriebs durch andere Zweige sowie Patenschaften erfolgen.

Die richtige Entscheidung treffen

Nachdem die verschiedenen Optionen für die Umstellung auf MUKA evaluiert wurden, ist es wichtig, die beste Variante für den eigenen Betrieb zu wählen. Dabei können weitere Fachleute wie z. B. Stallbauer helfen, um Umsetzbarkeit und Kosten zu klären und die optimalen Umbaupläne zu besprechen.

Bauliche Anpassungen: Flexibilität ist entscheidend

Bei der Umsetzung der baulichen Anpassungen im Stall ist es wichtig, Flexibilität zu wahren, um auf zukünftige Veränderungen reagieren zu können. Modulare Elemente können dabei helfen, den Stall an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen und gleichzeitig die Möglichkeit zur Anpassung zu erhalten.

Erfahrungen sammeln und optimieren

Nach der Umstellung auf MUKA ist es wichtig, Erfahrungen zu sammeln und Betriebsabläufe kontinuierlich zu beobachten und diese sowie die Anpassungen im Stall zu verbessern (wie z. B. Verweildauer in Abkalbebucht, Platz und Dauer der Mutter-Kalb-Kontakte, Vorgehen beim Absetzen, Weidemanagement etc.). So kann die Haltung kontinuierlich verbessert werden. Dies kommt nicht nur den Tieren zugute, sondern auch der Bewirtschaftung. Es gibt kein Patentrezept für eine Umstellung. Für jeden Betrieb wird eine individuelle Lösung gesucht. Vor allem Eigeninitiative und Flexibilität der Landwirt:innen sind gefragt.

Eine Kampagne von ProTier

Muttergebundene Kälberaufzucht «MUKA»

In Zusammenarbeit mit der Fachstelle MUKA hat ProTier eine Kampagne zur Mutter-Kalb-Haltung lanciert. Die Kampagne soll nicht nur der Aufklärung dienen und Wissen vermitteln, sondern auch gezielt Landwirt:innen unterstützen; konkret mit Erstberatungen und einem finanziellen Umstellungsbeitrag.

Mit Ihrer Spende können wir gemeinsam mit der Fachstelle MUKA kostenlose Beratungen für Landwirt:innen fördern und eine Betriebsumstellung erleichtern. Wir danken für Ihre Unterstützung!